»Ein amtlicher Weckdienst mit Erfolgsgarantie:
Bei dem Titel „Wake Up Call“ des zweiten Albums der Sinsheimer Silent Overdrive sollte der Name durchaus Programm sein. Auf zahlreichen Live-Gigs haben sich Kojak (Gitarre), Theo (Drums), Maik (Vocals), Chris (Gitarre) und last, but not least Yogi (Bass) in der letzten Zeit schon einen ziemlich amtlichen Ruf erspielt. Für die, die noch im Tal der Unwissenden wandeln, sei die musikalische Ausrichtung des Quintetts kurz umrissen: Die Jungs bewegen sich größtenteils im Bereich des modernen Thrash Metals, geben hier und da wunderbare Gitarrenleads aus schwedischen Gefilden hinzu und liebäugeln auch mal ein wenig mit den Trademarks des Hardcore.
Den Einstand in die Scheibe bereitet dem Hörer das treibende „Reality Bites“, wo schon mit dem Eingangsriff feststeht, dass man seinen Schädel bewegen muss. Ein wuchtiger Stampfer direkt zu Beginn, der einem das letzte Fünkchen Müdigkeit aus den Gliedern prügelt. Diese Assoziation passt im Übrigen auch im wahrsten Sinne des Wortes hervorragend zu dem Titelsong „Wake Up Call“, der im Gegensatz zum ersten Track allerdings die Bremse anzuziehen scheint.
In “My Decision” sind sie vernehmbar, wenn auch dezent eingesetzt: Kleine, feine vom Schwedentod inspirierte Gitarrenklänge. Weiterhin lauscht man zeitweise Industrial-Maschinengeräuschen, welche die Drums unterstützen. Ansonsten geht der Song direkt ohne Leistungsverlust von den Boxen aus in Richtung Schädel, um nämlich genau diesen kreisen zu lassen.
Sehr thrash-lastig geht es in „Ready To Fall“ vonstatten. Dieser Song ist geprägt durch seinen relativ melodischen und sehr ins Ohr gehenden Refrain. Gerade der Kontrast der weniger melodischen Strophe und des melodischeren Refrains machen aus diesem Stück das beste dieser Scheibe. Sehr gut gemacht, Jungs!
Mit Melodie geht es in „Never Safe“ verstärkt weiter, denn der Einstieg in diesen Song gestaltet sich herrlich schwedisch, wobei man sich wünscht, dass dies etwas verstärkter dargeboten würde. Danach wird es sowohl wieder herrlich treibend als auch stellenweise durch die Drums und Gitarrenwände auch richtig bedrohlich-pressend, was die Stimmung angeht.
Bei „Need To Be” haben wir es mit einem wieder stärker vom Thrash beeinflussten Stück zu tun, das allerdings nicht ganz so viel Durchschlagskraft besitzt.
Beim letzten Song “Babylon Nation” handelt es sich um eine Neuaufnahme, denn dieses Stück war schon auf der 2004 aufgenommenen EP gleichen Namens vertreten und wurde nun nochmals neu aufgenommen. Was hier zelebriert wird, ist auch genau das, was mir persönlich auf dem neuen Material ein wenig fehlt: Hier wird ein zwar ziemlich kurzes, aber überaus feines Gitarrensolo präsentiert. Diese Freizügigkeit der Saitenfraktion ist auf der aktuellen Scheibe durchweg etwas zu kurz geraten.
Die Produktion der Scheibe ist vollkommen gelungen; fett und kraftvoll dringt das Material aus den Boxen und zwingt den Hörer förmlich zur Bewegung. Kein Wunder allerdings, dass die Produktion von „Wake Up Call“ so gut ist, denn niemand Geringeres als Vagelis Maranis saß in seinem Studio an den Reglern. Dieser Mann ist bekannt für seine hochqualitative Arbeit.
Fazit: Ein amtlicher Weckdienst ist den Süddeutschen mit “Wake Up Call” gelungen. Wer sich von diesem Material nicht aufwecken lässt, der sieht sich die Gänseblümchen wahrscheinlich schon von unten an. Einzig ein bisschen Mehr an Melodie hätte es schon sein dürfen, denn diese steht den Kompositionen der Süddeutschen äußerst gut zu Gesicht.
Dani Zechel-Heise - 7 von 10 Punkten«